
08.07. – 02.11.2025
EröffnungDienstag 08.07.16 Uhr
Aus nächster Nähe –
Künstler als Augenzeugen?
Die Kabinettausstellung Aus nächster Nähe – Künstler als Augenzeugen beleuchtet am Beispiel von Grafiken aus der Ernst-Riecker-Sammlung das Phänomen der künstlerischen Augenzeugenschaft, die als Garant einer authentischen Schilderung von Ereignissen gilt. Ergänzt um einige Leihgaben nimmt die Schau im Riecker-Raum das Spannungsfeld zwischen dem dokumentarischen Wert eines Werkes und einer möglichen Parteinahme durch den Künstler in den Blick. Denn die vermeintliche Stärke der Augenzeugenschaft ist zugleich ihre Schwäche – durch Interpretation und Subjektivität werden Aspekte der Realität hervorgehoben oder ausgeblendet. Werke aus dem 15. bis 19. Jahrhundert aus den Gattungen Landschaft, Porträt, Kartografie oder Schlachtendarstellung zeigen unterschiedliche Facetten des „Mit-eigenen-Augen-gesehen-Habens“.
Künstler spielen seit jeher eine zentrale Rolle bei der Vermittlung kultureller und religiöser Werte. Sie dokumentieren sowohl das gewöhnliche Leben als auch bedeutende politische oder gesellschaftliche Ereignisse. Ihre Werke bieten einzigartige Einblicke in die Lebensumstände und Stimmungen ihrer Zeit, die über das hinausgehen, was schriftliche Zeugnisse vermitteln können. Albrecht Dürers detaillierte Darstellungen von alltäglichem Leben, von Landschaften und sozialen Strukturen liefern beispielsweise wichtige Informationen über die Lebensweise und die Umwelt der Menschen in der Zeit um 1500. Seit der frühen Neuzeit wird künstlerische „Augenzeugenschaft“ durch die Einführung der Künstlersignatur oder das Einfügen der eigenen Person in die Bildkomposition zunehmend sichtbar untermauert.
Bildliche Darstellungen sind zugleich jedoch immer auch subjektive Interpretationen. Künstler arbeiteten im Auftrag von Adel, Bürgertum oder Kirche, die bestimmte Vorstellungen und Erwartungen an die beauftragten Kunstwerke knüpften. Dies führte dazu, dass die Werke bestimmte Aspekte idealisierten, betonten oder ignorierten, um den Wünschen ihrer Mäzene zu entsprechen. Beispielhaft sind hier die Porträts von Herrschern und Adligen, die sich oft beschönigend darstellen ließen, um ihre Macht und Autorität zu unterstreichen.
In den Genres Landschaftsdarstellung und Kartografie führte die Entwicklung der Zentralperspektive im 15. Jahrhundert sowie eine vermehrte Reisetätigkeit der Künstler zu einer Steigerung des Realismus.
Schließlich zeugt die Beschäftigung mit gängigen Formen der Kriegsberichterstattung davon, dass die in herrschaftlichem Auftrag entstandenen Schlachtendarstellungen – die der Darstellung politischer Erfolge und der Motivation von Bevölkerung und Soldaten dienten – neben Jacques Callots eindringlichen Schilderungen der menschlichen Tragödien stehen, die mit bewaffneten Konflikten einhergehen. Die Werke des Franzosen sind nicht nur historische Dokumente, sondern auch kraftvolle Mahnmale gegen die Schrecken des Krieges.
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Der Eintritt in die Ausstellung ist frei. Die regulären Öffnungszeiten des städtischen Grafik-Kabinetts sind Dienstag bis Freitag von 16 bis 19 Uhr sowie Samstag von 11 bis 18 Uhr und Sonntag von 14 bis 18 Uhr.
An den Feiertagen 3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit) und 1. November (Allerheiligen) ist die Ausstellung von 14 bis 18 Uhr geöffnet.